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LICHT

von Lumen, Lux und Kelvin


 

Das richtige Licht ist einer der wichtigsten Punkte, den man bei der Kultur von fleischfressenden Pflanzen berücksichtigen sollte.

Karnivoren sind "wilde" Pflanzen die nicht extra für die Kultur in unseren extrem lichtarmen Wohnungen ausgewählt und gezüchtet wurden und die deshalb größtenteils sehr hohe Ansprüche an Beleuchtungsdauer und v.a. Lichtintensität stellen.
Dies wird verständlich, wenn man bedenkt, dass viele Arten aus sehr sonnigen Gebieten stammen (Südafrika, Australien, den Tepuis Venezuelas,...) und aufgrund der oft sehr schlechten Bodenverhältnisse dort ohne schattenwerfende Begleitvegetation im direkten Sonnenlicht wachsen können.

Außerdem muss man bedenken, dass viele Pflanzen in äquatornahen Gebieten beheimatet sind und deshalb ganzjährig und gleichbleibend rund 12 Stunden Licht pro Tag erwarten. In Bayern dauert der Tag dagegen Ende Dezember nur rund acht Stunden und das bei meist noch neblig trübem Wetter.
Andere Arten dagegen brauchen diese kurze Tageslichtlänge als Indikator dafür, in die Ruhephase einzutreten, bzw. das Wachsen dann zu beginnen (z.B. australische Knollendrosera).
Auch dies muss man unbedingt berücksichtigen.
Kurz und gut, wer die Lichtbedürfnisse der Pflanze nicht halbwegs passabel erfüllen kann, wird keinen Erfolg mit der Kultur haben, selbst wenn alle anderen Faktoren optimal passen würden.

Lichtmangel wirkt sich auf vielerlei Weise aus.

Unter optimalen Lichtbedingungen wachsen die Pflanzen gedrungen und kompakt, bilden eine charakteristische Färbung aus und haben eine übliche Anzahl an Fallen und Blüten. 
Bei weniger Licht bleibt zuerst die Färbung aus, die Anzahl der Fallen und Blüten wird kleiner. Nepenthes bilden unter schwachem Licht oftmals keine Kannen mehr aus, bei den Heliamphora werden die typischen Deckel auf den Fallen kleiner, Drosera produziert weniger Fangschleim.

Steht noch weniger Licht zur Verfügung, so vergrößert sich die Blattfläche erheblich, Dionaea bildet dann beispielsweise sehr große hellgrüne Blätter mit kleinen oder verkrüppelten Fallen, bei Sarracenien kann es soweit gehen, dass sie keine Fangschläuche mehr ausbilden sondern nur noch flache Blätter, Phyllodien genannt.

Schlussendlich produzieren manche Pflanzen extrem lange Triebe, um an Licht zu gelangen, Blätter von Drosera filiformis und Drosera binata können dann ihr eigenes Gewicht nicht mehr tragen und knicken um. Solche Pflanzen sind geschwächt und anfällig für Krankheiten und Schädlinge, außerdem schauen sie alles andere als schön aus.

Drosera adelae unter hellem Licht Drosera adelae unter mäßigem Licht

 

BEGRIFFE:

Zum besseren Verständnis kann es nicht schaden, einige Begriffe in Zusammenhang mit Licht zu kennen (hier sehr stark vereinfacht, um das Ganze halbwegs verständlich zu gestalten. Genauere Aussagen dazu finden sich im Internet oder in guten Büchern zum Thema)

Lichtleistung / Lichtstrom ist die Menge an Licht, die eine Lampe abstrahlt. Die Einheit ist Lumen.

Effektive Lichtleistung / Lichtausbeute ist die Menge an Licht, die eine Lampe pro Watt aufgenommener elektrischer Leistung abgibt. Je höher der Wert desto besser. Gewöhnliche Glühbirnen liefern nur rund 12 Lumen/Watt, "Energiesparlampen" oder Leuchtstoffröhren zwischen 40-100 Lumen/Watt, Natriumdampfhochdrucklampen zwischen 90-140 Lumen/Watt.

Lichtintensität / Beleuchtungsstärke ist die Menge an Licht, die pro Flächeneinheit auftrifft, die Einheit lautet folglich Lumen/m² oder auch Lux. An einem wolkenlosen Sommertag treffen in Deutschland ca. 50.000 - 100.000 Lux auf dem Erdboden auf, selbst an einem trüben Wintertag sind es noch 3.000 - 4.000 Lux. Anspruchslose Karnivoren wachsen bei durchschnittlich 5.000 Lux, intensive Rotfärbung tritt aber meist erst bei rund 10.000 Lux und darüber auf.

Farbtemperatur / Lichtfarbe ist die Temperatur, auf die man einen "schwarzen Körper" erhitzen müsste, um ein Licht gleicher "Farbe" (Spektralverteilung) zu erzeugen. Wird als Temperatureinheit in Kelvin (K) angegeben (K = °C - 273,15. 0K ist der absolute Nullpunkt der Temperatur). Ein "kühler" Strahler mit 2.000K leuchtet demzufolge eher rötlich, ein "heißer" mit 10.000K bläulich-weiß. Die Sonne entspricht einem Strahler von rund 6.500K (entspricht der Oberflächentemperatur der Sonne), wobei je nach Neigungswinkel unterschiedliche Spektralbereiche stärker von der Erdatmosphäre absorbiert bzw. reflektiert werden (siehe z.B. rote Sonnenuntergänge)

Das Spektrum ist (stark vereinfacht) die Verteilung der Einstrahlung auf verschiedene Wellenlängen. Die Sonne hat ein weitgehend ununterbrochenes Spektrum, welches auch Ultraviolette (UV) und Infrarote (IR) Anteile enthält. Eine Lampe sollte daher im Idealfall ebenfalls ein kontinuierliches und möglichst Sonnenlichtähnliches Spektrum aufweisen.

Lichtqualität ist eine Art "Gütesiegel" dafür, inwiefern das künstliche Licht dem Sonnenlicht ähnelt. Besonders interessant z.B. für die Beleuchtung in Mode-Geschäften, wo die Kunden ja Kleidung ohne Farbverfälschungen anprobieren und testen wollen. 1A, 1B, 2 und 3 sind die mir bekannten Werte in absteigender Reihenfolge.

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LICHTBEDÜRFNISSE DER ARTEN:

  • Extrem hell und sehr sonnig : Roridula, Drosophyllum

  • Sehr hell und sonnig : Byblis, Heliamphora, Sarracenien, Dionaea

  • Hell und sonnig : Die meisten Drosera, Darlingtonia, Cephalotus, mex. Pinguicula

  • Hell, teilweise sonnig : Zwergdrosera, viele Pinguicula, viele Utricularia, Hochland-Nepenthes, Aldrovanda, Genlisea

  • Hell, wenig direkte Sonne : Einige Pinguicula, Queensland-Drosera, Tiefland-Nepenthes


Dies ist nur ein grober Überblick. Zwergdrosera wachsen bei mir eben auch an einem etwas weniger sonnigen Platz, vertragen aber auch mehr Sonne, auch Darlingtonia kann man sehr sonnig stellen, muss aber dann irgendwie die Wurzeln kühl halten, Heliamphora wird man selten länger in die pralle Sonne stellen, auch wenn es die Pflanzen sehr hell lieben, allerdings mögen sie es auch nicht besonders warm ...

Wohin also mit den Pflanzen?
Ich selbst habe folgende Standorte ausprobiert:

Metalldampflampe über dem Fensterbrett

Mein Zimmer hat ein helles, nahezu unbeschattetes Südfester, wobei ich das Fensterbrett teilweise auf 80cm verbreitet habe. Über dem verbreiterten Fensterbrett hängt während des Winters eine 70W Matalldampflampe (dazu später mehr) in etwa 80cm Höhe und bestrahlte so eine Fläche von rund 100cm x 80cm. die Lampe brennt einige Stunden am Tag, um die Tageslänge etwas zu verlängern und allgemein die Lichtmenge zu erhöhen.
Die Lichtmenge ist für alle Pflanzen mehr oder weniger zum Überwintern ausreichend, inkl. Roridula, die direkt hinter dem Fenster steht und Zwerg- sowie Zwiebeldrosera. Gerade bei den Zwiebeldrosera würde etwas mehr Licht aber wahrscheinlich nicht schaden.
An den dunkleren Stellen standen früher mal Nepenthes (denen war's auf dem Fesnterbrett im Winter aber zu kalt), Drosera prolifera und Pinguicula.
Im Sommer stehen dort gelegentlich ohne Zusatzbeleuchtung dann Cephalotus, Aldrovanda, sowie einige Zwergdrosera.
Ein (abgedecktes) Terrarium heizt sich am Südfenster im Sommer schnell bis über 40°C auf, je nach Belüftung, was für praktisch alle Arten den Tod bedeutet.

Am hellen Ostfenster verschimmelte mir vor einigen Jahren eine große Roridula gorgonias innerhalb weniger Wochen vermutlich wegen Lichtmangel, Venusfliegenfallen und einige subtropische Drosera überwinterten dort aber recht passabel.
Ich hatte dort den Sommer über auch mal einige Zwiebeldrosera kultiviert, die dort gut gediehen sind und sich an die nördliche Hemisphäre anpassen mussten, außerdem wachsen dort Aldrovanda vesiculosa und meine Nepenthes ventricosa x inermis ganz passabel, letztere bildet allerdings im Winter keine Kannen aus.


Etwa 50cm hinter dem Fenster befand sich früher mal mein Hochlandterrarium, das im Sommer zusätzlich von ca. 10.00 bis 21.00 Uhr mit der 70W Natriumhochdruckdampflampe beleuchtet wurde. Dort wuchsen dann Nepenthes, Byblis liniflora, einige Drosera und Utricularia sowie Heliamphora. Die Sonne hat dieses Terrarium im Sommer von Sonnenaufgang bis ca. 10.00 Uhr erreicht. Im Winter war die Beleuchtung dann von ca. 7.00 bis 19.00 eingeschaltet.

Am kalten Nordfenster bei kalten Temperaturen von 5-10°C überwinterte ich mal eine Schale mit Sarracenien, Drosera capensis und Venusfliegenfallen. Die Pflanzen sahen teilweise recht schlecht aus und bekamen Läuse, daher stellte ich sie ab März ins ungeheizte Gewächshaus, wo sie sich langsam wieder erholten.
Bei kalten Temperaturen ist bei manchen Arten also eine relativ dunkle Überwinterung möglich, wenn auch nicht empfehlenswert.

Im ungeheizten Gewächshaus stehen ab April fast alle Arten, Dionaea, Roridula, Drosera, Sarracenien und gedeihen dort wirklich sehr gut, die Lichtmenge ist mehr als ausreichend. Ein großes Aquarium mit Aldrovanda sowie Cephalotus stelle ich im Hochsommer meist an ein helles Fenster im Haus, um Überhitzung zu vermeiden.

Die Lichtmenge im Gewächshaus übertrifft die am Südfenster ganz beträchtlich ! Im Freien stehen im Sommer in voller Sonne alle Sarracenien, Drosophyllum sowie die meisten Dionaea. Die Pflanzen werden dort gedrungen, robust und sehr gut ausgefärbt.

Ganzjährig an einem sonnigen Standort kultiviere ich mittlerweile die winterharten Arten in einem Moorbeet. Bezüglich des Lichts ist das natürlich optimal.


Als Fazit lässt sich also festhalten, dass für die lichtliebenden Arten ein sonniges(!) Südfenster gut geeignet ist, wobei Nepenthes, Heliamphora und andere hitzeempfindliche Arten im Sommer unter Umständen auch besser am Ostfenster aufgehoben sind. Optimal ist natürlich die Kultur im Gewächshaus, wo deutlich mehr Licht zur Verfügung steht als am hellsten Fenster.


Bei den im Winter oder auch ganzjährig wachsenden Arten, sowie bei der Kultur sehr lichtbedürftiger Arten empfiehlt sich auf alle Fälle zusätzliches Kunstlicht. Mit Kunstlicht ist selbst die Kultur anspruchsvollster Arten ohne Gewächshaus oder helles Fenster möglich.

Man muss allerdings wissen was man tut und auch der Stromverbrauch ist bei der Beleuchtung größerer Flächen alles andere als unerheblich... 

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NSTLICHE BELEUCHTUNG

Ganz allgemein halte ich sie für eine absolute Notlösung bei Pflanzen mit Winterruhe, wie Venusfliegenfallen oder Sarracenien. Denn Kunstlicht ist nie so hell wie natürliches Licht, außer man nimmt wirklich gewaltige Strahler mit enormem Stromverbrauch.
Man sollte diese Arten im Sommer einfach so sonnig wie möglich kultivieren und im Winter möglichst kühl halten, dann reicht die Lichtmenge in der Regel aus.

Empfehlenswert halte ich Kunstlicht auf alle Fälle als zusätzliche oder alleinige Beleuchtung bei Nepenthes, Heliamphora und anderen tropischen Arten.
Diese Pflanzen wachsen nicht gut, wenn es täglich nur 8 Stunden hell ist. Es genügt aber oft, nur einen Teil des Tages zu verlängern, das Licht also beispielsweise von 15.00 bis 20.00 Uhr brennen zu lassen. Hell ist es Ende Dezember von rund 8.30 bis 16.30, man bekommt also einen 10 1/2 Stunden Tag mit einem "sonnigen" Abend. Wenn die Sonne rauskommt erreicht sie mein Südfenster von rund 10.00 bis 14.00, so dass es zu keinen Überschneidungen mit der Lampe kommt. es gibt nichts Überflüssigeres als direkte Sonne und gleichzeitig Kunstlicht, da das Kunstlicht dabei kaum ins Gewicht fällt, da es im direkten Vergleich viel schwächer ist.

Arten wie Roridula, Drosophyllum, Zwerg- und Zwiebeldrosera, welche man im Haus überwintern will wachsen ebenfalls nur mit starkem (zusätzlichen) Kunstlicht zufriedenstellend, da in deren Heimat der Wintertag zwar merklich kürzer als 12 Stunden ist, aber die Sonne dennoch recht intensiv scheint. Hier sollte man darauf achten, dass auch mit Kunstlicht die Tageslichtdauer merklich kürzer als 12 Stunden bleibt.

Eine ganzjährige Kultur unter Kunstlicht empfiehlt sich bei Pflanzen, die es zwar hell, aber relativ kühl wollen, in erster Linie (Hochland-)Nepenthes und Heliamphora. Da diese Pflanzen keine Winterruhe haben, sehen solche Terrarien auch ganzjährig schön aus und sind daher auch als Blickfang für ein Zimmereck o.ä. geeignet.

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Es folgen nun einige Lampentypen, die ich bisher ausprobiert habe :

Natriumdampfhochdruck-Lampe (NaHD) :

Dieser Lampentyp wird von den "Experten" oftmals als ideal für die Kultur von Karnivoren angepriesen. Vermutlich liegt dies daran, dass dieser Lampentyp mit ca. 130 Lumen/Watt die höchste Lichtausbeute aller zur Pflanzenbeleuchtung geeigneten Lampen besitzt. (Natriumdampfniederdrucklampen, wie sie z.B. zur Straßenbeleuchtung verwendet werden sind noch etwas effektiver, erzeugen aber ein rein gelbes Licht in einem sehr schmalen Spektralbereich, was für Pflanzen völlig ungeeignet ist). 

Natriumdampflampe mit 250 Watt

Auch Hanfzüchter schwören auf diese Lampen, da sie nur damit die extrem hohen Lichtintensitäten erreichen um die begehrten Blüten zu erhalten. Außerdem fördert das gelbliche Licht ebenfalls die Blütenbildung. Aus diesem Grund kann sich evtl. plötzlich die Polizei für die Sammlung interessieren, wenn man das doch recht charakteristische gelbe Licht von draußen sehen kann.
Kurz und gut, auch ich habe mir als erstes so eine Lampe gekauft, um damit mein Hochlandterrarium zu beleuchten. Beim Kauf der 70 W Lampe bei Gewächshaus-Krieger sind mir so einige Sachen aufgefallen. Erstens der Preis von damals 280 DM! Weiterhin erzeugen die 70W NaHD Lampen "nur" ca. 6500 Lumen, sind also mit rund 93 Lumen/Watt nicht annähernd so effektiv wie die meist für Vergleiche verwendeten 400 Watt Geräte mit 130 Lumen/Watt. Eine 400W NaHD Lampe mag für Gärtnerein oder "Freaks" mit großen Gewächshäusern ja ganz nett sein, für die Kultur im Haus ist sie aber in den meisten Fällen wohl ein gewaltiger "overkill". Man bedenke, dass bei einem angenommenen Strompreis von 12 Cent/kWh und 12-stündiger täglicher Brenndauer eine nicht zu verachtenden Stromrechnung zustande kommt.
0,480kW x 12 h/Tag x 365 Tage x 0,12 Euro/kWh = ca. 250 Euro pro Jahr!

Die 480 Watt als Berechnungsgrundlage kommen dadurch zustande, dass das Vorschaltgerät ebenfalls noch eine ganz schöne Menge an Leistung schluckt. Meine 70W Lampe hat dadurch eine Aufnahmeleistung von ca. 83 Watt (gemessen)! Dadurch sinkt die effektive Lichtleistung einer 70W NaHD unter 80 Lumen/Watt. Das sollte man bedenken, bevor man mit den 130 Lumen/Watt aus anderen Angaben rechnet !

Betrachtet man das Spektrum einer Natriumdampfhochdrucklampe, so sieht man, dass dieses ganz gewaltig ins rötliche (gelbliche) verschoben ist und Blauanteile nur spärlich vorhanden sind. (Grün aufgetragen ist die "Effizienz" der Photosysthese im jeweiligen Spektralbereich, mit dem Maximum bei ca. 420nm auf 1,0 normiert.)

Spektrum einer 400W NaHD mit zusätzlichem Blauanteil (grün ist die Photosynthese-"Effizienz")
Copyright Robert Miehle

Diese wahrscheinlich besseren "blaulichtverstärkten" Lampen gibt es meist nur für höhere Leistungen ab 400 Watt, daher ist meine 70 Watt Lampe eine gewöhnliche NaHD und hat somit noch geringere Blauanteile.
Das Licht dieser Lampen ist also sehr warm (Farbtemperatur ca. 2700K) und somit auch nicht sonderlich gut an das Photosynthese-Sektrum angepasst. Das Auge gewöhnt sich zu einem gewissen Grad an die gelbe Farbe, allerdings erscheinen Blätter dennoch meist blässlich grün-gelb und Blüten auch nicht richtig weiß. Das macht im Gewächshaus zum Züchten der Pflanzen sicherlich nicht allzuviel aus, für ein ansehnliches Terrarium im Wohnraum, welches als Blickfang dienen sollte, würde ich allerdings zu einem anderen Leuchtmittel raten !

Terrarium mit 70W NaHD und 2 x 23W Energiesparlampen, man beachte die gelbe Farbe 

Sehr deutlich sieht man die gelbe Lichtfarbe auf Fotos, die ohne Blitz gemacht wurden.
Wie schon erwähnt beleuchte ich mit einer 70W Lampe nun seit einigen Jahren ein 120cmx60cm großes Terrarium.
Mittlerweile noch ergänzt durch zwei 23W Energiesparlampen des Typs "Biolight" mit einer Farbtemperatur von 6000K (=tageslichtähnlich) sowie je ca. 1200 Lumen Lichtleistung 

In der Summe entspricht das also theoretisch einer Lichtintensität von rund 12.000 Lux entsprechen würde. (6.500 Lumen + 2 x 1.200 Lumen) / (1,2m x 0,6m) = ca. 12.000 Lumen/m².
In der Praxis geht allerdings schon einmal ein Teil des Lichtes verloren, indem es irgendwo außerhalb des Terrariums auftrifft. Weiterhin ist die Mitte viel heller ausgeleuchtet als der Rand, so dass die Heliamphora unter der Lampe sicherlich mehr als 10.000 Lux zur Verfügung haben, während die Pflanzen am Rand mit deutlich weniger auskommen müssen. 

Neuer NaHD Brenner und einer nach ca. 18000 Stunden

Auf alle Fälle bin ich mit den Ergebnissen recht zufrieden, die Heliamphora bekommen schöne Deckel und färben sich rot, es werden sogar Samen angesetzt. Die weniger lichtbedürftigen Nepenthes und Utricularia am Rand zeigen ebenfalls keine Anzeichen von Lichtmangel. Ich habe die erste Birne, die wohl im Schnitt so 10-12 Stunden am Tag brannte nach über vier Jahren ausgetauscht. Sie hatte zwar noch gebrannt, war aber wohl doch schon ziemlich am Ende angelangt.

Die hohe Lebensdauer ist sicherlich ein Vorteil dieses Lampentyps, Ersatzbirnen sind zwar relativ teuer (bei http://www.billigheadshop.de habe ich meinen noname 70W NaHD Brenner für ca. 18 Euro bekommen), kosten aber nicht annähernd soviel wie die kompletten Lampen.

Während des Winters 2001/2002 hatte ich noch eine 250 Watt NaHD im Einsatz als zusätzliche Beleuchtung für Drosophyllum, Roridula und Knollendrosera am Südfenster. Diese Lampe brannte täglich nur rund 3 Stunden, um die Stromrechnung nicht ins uferlose steigen zu lassen. 

schön ausgefärbte Heliamphora minor

Die Ergebnisse waren recht passabel, aber nicht optimal. Ein Großteil des gelben Lichtes beleuchtete ungenutzte Fläche (das halbe Dorf brauchte abends kein Licht einschalten ;-) außerdem brummte das doch recht günstig erworbene Ding für meinen Geschmack zu laut. Obwohl sie mit rund 160DM als Bausatz für eine NaHD recht "billig" war, habe ich sie doch wieder verkauft, um mich nach etwas weniger gelbem mit geringerem Stromverbrauch umzusehen...

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Natriumhochdruckdampf- (NaHD) Lampen eine hohe (die leistungsstarken sogar eine sehr hohe) Effizienz haben und ein für die Pflanzen zwar nicht optimales aber anscheinend doch brauchbares Spektrum liefern. Die Anschaffungskosten sind sehr hoch, die Birnen halten angeblich aber auch bis zu 20.000 Stunden. Ob sich das fast völlige Fehlen des Blauanteils negativ auswirkt kann ich nicht beurteilen, da ich noch nie Pflanzen ausschließlich unter NaHD Licht kultiviert hatte.

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Metalldampflampen (Osram-Bezeichnungen : HQL, HQI, HCI) :

Metalldampflampen sind wie die NaHDs Hochdruck-Entladungslampen und benötigen daher ebenfalls ein Vorschaltgerät. Quecksilberdampflampen (=HQL) werden oft als Aquarium- bzw. Pflanzenbeleuchtung angeboten, sind für die lichthungrigen Karnivoren aber kaum geeignet. Die Effizienz ist mit ca. 50 Lumen/Watt nur mittelmäßig und das Spektrum besteht nur aus einigen schmalen Bändern. Als Karnivorenzüchter soll man um diesen Lampentyp besser einen sehr großen Bogen machen.

HCI Brenner mit 70 Watt und 3000K im Betrieb

HQI-Lampen sind Metalldampflampen mit einem guten, dem Sonnenlicht ähnlichen Spektrum und einer relativ hohen Effizienz von ca. 80 Lumen/Watt. (Eine 70W Birne liefert rund 5500 Lumen) Bei der Lichtfarbe ist vermutlich "kalt-weißes" Tageslicht mit 4200 K recht gut geeignet. Neben der besseren Lichtausbeute haben die HQI eine höhere Lebensdauer als HQL und ein breiter verteiltes Spektrum. Solche Lampen werden für hochwertige Aquarien angeboten, sind dann aber ähnlich teuer als Natriumdampflampen. Sie werden aber auch häufig als Schaufensterbeleuchtung eingesetzt und so habe ich mir einen gebrauchten 70W Strahler für 20 Euro auf Ebay ersteigert. Die Birne war allerdings wohl ihrem Ende schon recht nahe, denn das Licht war stark ins Blaue verschoben.
Glücklicherweise sind HQI und HCI Birnen gleicher Wattleistung kompatibel und können auch mit demselben Vorschaltgerät betrieben werden. HCI (von Phillips heißen sie CDM) sind weiter verbesserte HQI Birnen mit einem Brenner aus Keramik. So lässt sich der Lichtstrom noch einmal auf ca. 6000-6500 Lumen bei einer 70W Birne steigern. Das ist genauso hoch wie bei einer 70 W NaHD. Im Gegensatz zu diesen liefern HCI ein hervorragendes Spektrum. Lampen der Lichtfarbe 4200 K erzeugen bei 70W 6000 Lumen und haben Lichtqualität 1A, Lampen der Lichtfarbe 3000 K haben zwar nur Lichtqualität 1B, erzeugen bei 70W aber ca. 6500 Lumen.
Die Lichtfarben sind ähnlich wie bei Leuchtstoffröhren mit drei Ziffern kodiert. Die letzten beiden geben die Farbtemperatur an, also x30 für 3000 Kelvin und x42 für 4200 Kelvin. Die erste Ziffer steht für die Lichtqualität, 1A = 9xx und 1B = 8xx.

Weiterhin haben die HCI bzw. CDM Brenner eine gegenüber HQL und HQI fast doppelt so hohe Lebensdauer von rund 10.000 Stunden. Ihr einziger Nachteil ist der Preis. So ist ein HCI Leuchtmittel ca. dreimal so teuer als ein HQI, allerdings habe ich mir auf Ebay einen nagelneuen 70W HCI Brenner für 14 Euro ersteigert. Auch wenn die Nummer 830 nicht die optimale Qualität liefert, so bin ich doch mit der Lichtfarbe recht zufrieden. Meiner Meinung nach ist so ein Licht wirklich wohnzimmertauglich (man kann auch problemlos ohne Blitz fotografieren und die Farben wirken dennoch echt).
Seit Oktober 2002 beleuchte ich nun damit Drosophyllum, Roridula und Knollendrosera zusätzlich 8 Stunden auf dem Fensterbrett eines Südfensters. Die ausgeleuchtete Fläche beträgt rund 0,8m², so dass die Lichtstärke theoretisch bei 6500 Lumen/0,8m² = rund 8000 Lux liegen müsste. Aufgrund der seitlichen Abstrahlung, die ich durch selbstgebastelte Reflektoren so gering wie möglich halte wird die durchschnittliche Lichtintensität aber eher bei rund 6000 Lux liegen. Natürlich zusätzlich zum Sonnenlicht durchs Fenster, welches aber im Winter eher spärlich ausfällt. Die Pflanzen wachsen dort passabel, absolut überzeugend ist die Lösung allerdings nicht.

Erwähnenswert ist weiterhin noch, dass Metalldampflampen genauso wie die NaHD mehr Leistung aufnehmen als eigentlich auf den Birnen steht. (Zumindest solange man konventionelle Vorschaltgeräte benützt. Bei elektronischen Vorschaltgeräten ist das anders, aber die habe ich gebraucht noch nicht gesehen und neu sind sie teuer). Aus diesem Grund hat meine 70W-HCI-Lampe eine Leistungsaufnahme von rund 87W (gemessen). Das macht dann eine Effizienz von ca. 75 Lumen/W, also nur unwesentlich schlechter als bei einer NaHD-Lampe mit 70W.
Metalldampflampen dürfen laut Hersteller übrigens nur mit Schutzglas betrieben werden, seit dem Winter 2004/2005 betreibe ich die meine ohne Schutzglas und das klappt bisher auch problemlos (auf eigene Gefahr!)

Sehr homogenes Spektrum von CDM Brennern mit Lichtfarbe 942 und 830 (grün ist die Photosynthese-"Effizienz")
Copyright Robert Miehle


Meiner Meinung haben die HCI bzw. CDM Brenner das Potential, die NaHD Lampen auszustechen, wenn es um Karnivorenbeleuchtung in Innenräumen (z.B. Terrarium) geht. Die Effizienz ist kaum niedriger als bei NaHD, die Lebensdauer laut Hersteller mit 10.000 Stunden ganz gut und die Anschaffungskosten dank der Möglichkeit, gebrauchte HQI Strahler aus Geschäften zu kaufen, wesentlich niedriger. Größter Vorteil ist das sehr sonnenlichtähnliche Spektrum. Ob es für die Pflanzen in der Praxis ähnlich gut ist, wie es laut Theorie sein müsste wird sich herausstellen. Meines Wissens gibt es HCI oder CDM Brenner mit 35W, 70W und 150W, also in durchaus wohnzimmertauglichen Dimensionen. Wer sich den Strahler sowieso neu kaufen möchte, sollte wohl am besten gleich etwas mehr in ein elektronisches Vorschaltgerät investieren. Meines Wissens gibt es keinen einzigen Grund, eine veraltete HQI oder gar eine HQL-Lampe zu verwenden. Beim Lampenkauf darf man auf keinen Fall unnötig sparen !
Die Keramikbrenner sind noch sehr neu und ich würde mich über Resonanz und Erfahrungsberichte dazu sehr freuen, insbesondere natürlich von Karnivorenzüchtern, aber auch von anderen Pflanzen- oder Aquarium-Freunden.

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Leuchtstoffröhren / Energiesparlampen :

Hier machte ich meine ersten Erfahrungen mit einem noch nicht lange gelaufenen Versuch, ein 30cmx40cm großes Terrarium mit zwei 23 Watt Dulux EL Energiesparlampen der Lichtfarbe 827 (=2700K) zu beleuchten. Der Preis einer Lampe inkl. elektronischem Vorschaltgerät lag bei rund 10 Euro. Die Lebensdauer soll bei ca. 8000 Stunden liegen und eine Birne soll 1500 Lumen liefern. Auf die Grundfläche des Terrariums müssten also theoretisch (2 x 1500lumen) / (0,5m x 0,3m) = rund 20.000 Lux auftreffen. Verluste durch seitliche Abstrahlung dürften nicht allzu hoch sein, allerdings war der selbstgebaute dachförmige Deckenreflektor sicherlich alles andere als optimal.
Provisorische Messungen mit meiner Spiegelreflex (ISO-Wert auf 100 einstellen, Blende auf 5,6 schließen, "mittleres Grau" anmessen und resultierende Verschlusszeit ablesen: 1/30s = ca. 3000 Lux, 1/60s = ca. 6000 Lux, usw...) ergaben ca. doppelt so hohe Lichtintensitäten im Terrarium als im Hochlandterrarium unter der NaHD oder bei den Knollendrosera unter der HCI. Allerdings hat so gut wie kein Tageslicht das kleine Terrarium erreicht. Drosera prolifera färbte sich darin stark rot, auch die Petiolaris Drosera sowie Drosera madagascariensis waren rot gefärbt und blühten ununterbrochen (allerdings kein Samenansatz). Einige Utricularia schienen sich ebenfalls wohl zu fühlen. Byblis liniflora und Byblis rorida blühten zwar beide, B. rorida wuchs aber sehr langstielig, während die B. liniflora gänzlich eingegangen war.
Insgesamt also ein eher gemischtes Ergebnis, die Byblis liniflora im Hochlandterrarium wuchsen beispielsweise merklich besser.

Die beiden Birnen befanden sich innerhalb des Terrariums und erhöhen dort die Temperatur während der 14stündigen Beleuchtungsphase um rund 8°C, was aber durchaus erwünscht war. Interessant ist noch, dass ich bei beiden Birnen nur eine Leistungsaufnahme von rund 17W messe. Bei 23W wäre die Lichtausbeute mit 65 Lumen/Watt schon ganz brauchbar, bei 17W ergäben sich aber Werte von 88 Lumen/Watt, was höher als bei HCI und NaHD mit konventionellem Vorschaltgerät wäre. Andererseits zweifle ich doch stark an den angegebenen 1500 Lumen, so dass die Werte hier ohne jegliche Gewähr sind.

Das Terrarium habe ich dann relativ bald wieder aufgelöst und die beiden Birnen im Hochlandterrarium eingebaut. Eine ging dort nach nur einem Jahr bereits kaputt. Da ich dieses große Terrarium sowieso umstellen musste habe ich auch die Beleuchtung noch einmal abgeändert und mir zwei Energiesparlampen vom Typ "Biolight" für je 17 Euro auf Ebay gekauft. Diese Lampen haben angeblich ein sehr sonnenlichtähnliches Spektrum mit einer Farbtemperatur von 6000 K und einem gewissen Anteil an UV Strahlung.

links "Biolight" mit 6000K, rechts Osram EL mit 2700K

Bisher bin ich mit der Kombination aus 1x 70W NaHD und 2x 23W Energiesparlampen sehr zufrieden. Einen direkten Vergleich der Lichtfarben zwischen einer normalen Energiesparlampe mit warmweißem Licht (2700K) sowie einer "Biolight" Energiesparlampe (6000K) kann man auf dem Bild sehen.

Auch Leuchtstoffröhren werden mit einer Ziffernkombination gekennzeichnet. Alte 2-Band-Röhren mit zwei Ziffern xx sollte man grundsätzlich meiden. Sie haben ein schlechtes Spektrum, eine kurze Lebensdauer und sind ineffizient, auch wenn sie manchmal als "Fluora" oder ähnlich wohlklingendem Namen angepriesen werden.
Die weiterentwickelten Dreibandröhren haben eine hohe Effizienz und ein passables Spektrum (Tageslicht-Farbe um 6000 Kelvin ist gut). Dreibandröhren haben drei Ziffern, wovon die erste eine 8 ist (Lichtqualität 1B), also 8xx. Die letzten beiden stehen für die Lichtfarbe, also z.B. 865 für 6500 Kelvin.

Die neusten Röhren sind 5-Band-Röhren und haben eine ebenfalls dreistellige Ziffer, die mit 9 beginnt (Lichtqualität 1A), also 9xx. Das Spektrum ist somit sehr gut, allerdings sind diese Lampen um einiges ineffizienter als die 8xx Dreibandlampen, so dass diese im Endeffekt wohl besser geeignet sind. (siehe link zu Robert Miele).
Dasselbe gilt auch für sogenannte Pflanzenlichtlampen mit besonders optimiertem Spektrum. Diese sind in der Lichtausbeute so schlecht, dass das pflanzengeeignetere Spektrum da auch nichts mehr hilft. Außerdem sieht das Licht unnatürlich aus, da die Grüntöne fehlen. Ich selbst habe keine Erfahrung mit den gewöhnlichen ("langen") Leuchtstoffröhren und muss daher auf die Links verweisen...

Spektrum von 3-Band Röhren (3 peaks) (grün ist die Photosynthese-"Effizienz")
Copyright Robert Miehle


Sehr gutes Spektrum von 5-Band Röhren (grün ist die Photosynthese-"Effizienz")
Copyright Robert Miehle



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Glühbirnen, Halogenlampen und blaue "Pflanzenlampen":

Nur um es einmal klar und deutlich gesagt zu haben.
Diese Lampen erzeugen rund 10-15 Lumen / Watt, was extrem wenig ist. Außerdem fehlt dem Spektrum der blaue Teil komplett. Da hilft es auch nicht, sie farbig anzumalen und als "Pflanzenlampe" zu verkaufen. Diese Dinger taugen nichts.
Auch Infrarotstrahler und UV-Lampen und ähnliches kann ich absolut nicht empfehlen.

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QUELLEN

Besonders bedanken möchte ich mich hiermit bei Robert Miele für die Bereitstellung der Diagramme. Seine Projekte zur Beleuchtung sind sehr interessant, auch wenn es sich dabei um theoretische Überlegungen oder Aquariumsanwendungen handelt.

Hier gibt es einen informativen Taublattartikel über verschiedene Leuchtmittel zur Beleuchtung von Karnivoren.
Einen weiteren Erfahrungsbericht findet man auf Thomas Steier's Seite.
Hier noch gesammelte Beiträge zur Beleuchtung von Aquarien.

Fans von NaHD-Lampen sollten mal auf der Hanfburg vorbeischauen, die ebenfalls einiges zur künstlichen Beleuchtung geschrieben haben.

Massenweise Lampen, Birnen und Zubehör kann man beim Licht-Versand erwerben.

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Bitte beachten: Die Herstellerbezeichnungen sind geschützte Warenzeichen der jeweiligen Firmen!

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Copyright (c) 2001-2005 Martin Reiner - letzte Aktualisierung 14.05.2005