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DARLINGTONIA CALIFORNICA

die Kobralilie



Die Gattung Darlingtonia, von der es nur eine einzige Art gibt, hat im Volksmund zahlreiche "wohlklingende" Namen wie Kobrapflanze, Kobralilie oder Draculapflanze... Namensgebend war hier mit Sicherheit die Form der Haube mit der heraushängenden Nektarzunge, die stark an eine hochaufgerichtete Kobra erinnert.
Ihren botanischen Namen verdankt sie ihrem "Entdecker" John Torrey, der sie 1854 nach seinem Freund William Darlington benannte. Dummerweise war dieser Name allerdings schon für eine andere Gattung vergeben, doch wurde diese später wieder woanders eingegliedert, so daß sich nun doch der ursprüngliche Name durchgesetzt hat.
Neben den Sarracenien ist sie die einzige Grubenfalle Nordamerikas und sie ist mit dieser Gattung auch recht eng verwandt. Ihr recht kleines Verbreitungsgebiet beschränkt sich auf den Norden von Oregon und das südliche Kalifornien. Darlingtonia californica wächst in Gebieten, in denen die Wurzeln ständig von kühlem (Grund-)Wasser umspült werden, was sich auch auf die Kulturansprüche auswirkt...


Darlingtonia californica
Schaupflanzung
Darlingtonia californica
Nahansicht
blühende
Darlingtonia
Die beiden linken Bilder stammen von Pflanzen, die auf der Tauschbörse in Gent ausgestellt waren, das rechte zeigt eine Pflanze von Stefan Ippenberger.

Gattung & Art :Darlingtonia californica
Verbreitungsgebiet :Nordamerika
Temperatur :Im Sommer ruhig warm bis heiß, Winter kühl, hält auch leichten Frost aus. Wurzeln müssen unbedingt kalt bleiben !
Licht :Hell und sonnig bis halbschattig. Topf bzw. Wurzeln im Schatten.
Substrat :Wie bei den Sarracenien. Möglichst Perlite o.ä. zur Auflockerung beimischen. Sphagnum-Moos als Substratabdeckung. Tontöpfe !
Wasser :Im Winter mäßig feucht, im Sommer möglichst häufig von oben mit kaltem Wasser gießen. Vorsicht bei Staunässe !
Vermehrung :Unterirdische Ausläufer. Samen langwierig, angeblich hohe Ausfallquote bei Sämlingen.
Düngen :Habs noch nie probiert.
Schädlinge :Evtl. Läuse. Meine Pflanze im Freien wurde von Schecken (?) übel zugefressen.
Krankheiten :Bei Staunässe oder zu hohen Wurzeltemperaturen faulen die Wurzeln und die Pflanze stirbt.

Darlingtonia californica
Darlingtonia californica
Darlingtonia californica
Einer der beiden Ableger von meiner allerersten, leider gestorbenen Pflanze. Es handelt sich um eine "normal-grüne" Form, die Pflanze stand an einem Ostfenster, fotografiert im März und Mai 2002. Rechts eine Darlingtonia im Moorbeet.


Ich selbst habe mich erst nach einigen Jahren an die als schwierig geltende Art herangewagt und mir im Frühling 2000 eine Pflanze besorgt. Diese starb während ich einige Wochen verreist war, vermutlich war Staunässe die Ursache. Sie hatte allerdings zwei Ausläufer gebildet, die gut weiterwuchsen.
Ich hielt sie Sommer wie Winter in Tontöpfen am Ostfenster, wobei eine im ursprünglichen Substrat aus Weißtorf und viel Sand stand und die andere in eine ähnliche Mischung mit zusätzlich Blähton, Perlite und Sphagnum gesetzt wurde. Beide Pflanzen wuchsen gleich schnell (bzw gleich langsam), waren aber gesund und kräftig. Eine davon habe ich im Sommer dann an die Ostseite unseres Hauses gestellt, wobei der Tontopf von kriechenden Pflanzen beschattet wurde. Diese Pflanze bildete wesentlich höhere Schläuche, die allerdings extrem stark angefressen wurden und somit keine Insekten fangen konnten. Gelegentlich gieße ich beide Pflanzen mit einem großen Schwall kaltem Regenwasser von oben. Ich kühle das Wasser allerdings nicht extra im Kühlschrank wie manch andere. Die Pflanze im Haus steht hin und wieder auch kurzzeitig einige Millimeter in Anstaubewässerung, scheint dies allerdings zu vertragen. Vermutlich hängt die Empfindlichkeit gegenüber Staunässe auch von mehreren Faktoren ab, wie Wasserqualität, Temperatur, usw...
Im Herbst 2001 habe ich noch eine günstige und schon recht große völlig rote Pflanze gesehen und mitgenommen. Auch diese steht jetzt im Haus an einem Ostfenster.
Ideal in der Kultur wäre wohl ständiges kaltes und fließendes Wasser im Wurzelbereich so wie in der Natur, wobei die Pflanzen durchaus warm und sonnig stehen mögen. Die meisten werden mit fließendem kalkarmem Wasser allerdings Probleme haben. Ich verwende deshalb Tontöpfe, da diese durch die Wasserverdunstung die Wurzeln um einiges abkühlen. Des weiteren sollten die Töpfe nie von der Sonne beschienen werden und recht groß sein. Das Substrat sollte möglichst locker und luftig sein, eine Abdeckung aus lebendem Sphagnum Moos sorgt für eine höhere Luftfeuchtigkeit und beschattet und kühlt das Substrat zusätzlich.
Neben den Darlingtonien im Moorbeet, wo das Substrat unter der Moosdecke selbst an heißen Sommertagen erstaunlich kühl bleibt kultiviere ich alle anderen Pflanzen mittlerweile zusammen in einem einzigen großen Tontopf mit ca. 40cm Durchmesser. In diesen habe ich ganz unten eine ca. 8 cm hohe Drainage aus grobem Blähton eingefüllt, darauf das sehr lockere Substrat aus Torf, grobem Quarzsand, Perlite und Blähton. Auf der Substratoberfläche wächst Sphagnum Moos. Gegossen wird zumindest bei heißem Wetter oft und reichlich mit kaltem wasser von oben, so daß einiges an überschüssigem Wasser durch das Abzugsloch am Topfboden wieder hinausläuft. Die Verdunstung und somit der Wasserverbrauch ist an heißen Tagen nämlich enorm. Der Topf steht während des Sommers an der Ostseite des Hauses, gegen Süden hin von einem Baum beschattet, so daß die Pflanzen nur morgens direktes Sonnenlicht abbekommen.
Zum Erfolg kann ich bisher allerdings noch nichts sagen.

Darlingtonia verträgt Frost, wieviel hängt auch vom Klon ab. Pflanzen aus der Küstenregion sind in dieser Hinsicht empfindlicher als solche, die ursprünglich aus den Bergen kamen. Bei manchen Leuten halten abgehärtete Pflanzen den Winter im Freien aus. Eine eingetopfte Pflanze hatte ich den Winter 2001/2002 im ungeheizten Gewächshaus stehen, wo es aber so schien, als ob sie bei ca. -10°C erfroren sei. Zumindest war die Triebspitze völlig braun. Ich habe sie daraufhin den Rest des Winters ins Haus gestellt und im Frühjahr 2002 ist die Pflanze dann tatsächlich wieder an anderer Stelle ausgetrieben. Mittlerweile steht sie im Moorbeet neben einem weiteren angeblich winterharten Klon. Sie werden von einer Schicht lebendem Sphagnum geschützt und im Winter werde ich sie zusätzlich abdecken.
Wäre schön, wenn sie es überleben würden.

Wie den Sarracenien sollte man Darlingtonia unbedingt ihre Winterruhepause gönnen, damit die Pflanzen gesund bleiben. Wegen der besonderen Ansprüche eignet sich Darlingtonia meiner Meinung nach nicht für ein Terrarium. Zumindest nicht für längere Zeit.

Man kann die Pflanzen über Samen vermehren, wobei es angeblich sinnvoll ist, den gequollenen Samen ein paar Wochen im Kühlschrank aufzubewahren, bevor man ihn im Frühling aussät. Darlingtonia ist Lichtkeimer !
Bei den jungen Sämlingen ist unbedingt darauf zu achten, daß sich die Wurzeln nicht zu stark erwärmen, mir sind jedenfalls die Keimlinge in einer unerwartet sonnigen Frühlingswoche gestorben.
Darlingtonia bildet weiterhin oftmals sehr lange, knapp unter der Oberfläche wachsende Ausläufer, welche gelegentlich Jungpflanzen bilden. Sind diese groß genug und haben eigene Wurzeln, so können sie abgetrennt werden. Ein Trennen großer Pflanzen wie bei den Sarracenien dürfte ebenfalls funktionieren.

Ich selbst halte Darlingtonia für die schönste der nordamerikanischen Schlauchpflanzen. Dennoch sollte man als blutiger Anfänger sein Glück lieber mit einer Sarracenia probieren. Diese lassen sich weitaus weniger aufwändig kultivieren. Auch von Darlingtonia gibt es eine 'Giant' Form mit bis zu 60cm langen Schläuchen. Die Schläuche ausgewachsener "normaler" Kulturpflanzen liegen meist bei ca. 30cm Länge.
Erwähnenswert ist schlußendlich noch, daß Darlingtonia keine Verdauungsenzyme produziert und somit auf beutezersetzende Bakterien angewiesen ist und das man bis heute nicht genau weiß, von welchen Insekten(?) die Darlingtonia Blüten eigentlich bestäubt werden.



Jedes allgemein gehaltene Carnivorenbuch hat in der Regel auch ein Kapitel über die Kobralilie.
Besonders empfehlenswert ist allerdings "Carnivorous Plants of the United States and Canada 2nd edition" von Donald E. Schnell.
Weiterhin sind die Beschreibungen in "Karnivoren" von Adrian Slack und "The savage garden" von Peter D'Amato nicht schlecht.


Copyright (C) 2001, 2002 by Martin Reiner - letzte Aktualisierung 08.12.2002