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DROSOPHYLLUM LUSITANICUM

das Taublatt



Mein erstes Drosophyllum
R.I.P. :-(
Drosophyllum lusitanicum
ca. Dezember 2001
Drosophyllum lusitanicum
Mai 2002
Das linke Bild zeigt mein erstes Drosophyllum, während es den Sommer 2000 über im Freien verbracht hat. Während des darauffolgenden Winters im Wintergarten versuchte es zu blühen und starb mir ab. In der Mitte Sämlinge, die innerhalb weniger Monate zu recht ansehnlichen Pflänzchen herangewachsen sind. Diese verbrachten den winter diesmal am Südfenster + zusätzlichem Kunstlicht (250W NaHDL für ca. 2 Std. täglich) was ihnen offensichtlich besser behagt hat. Seit die Pflanze im Mai ins Gewächshaus durfte, wächst sie wie verrückt und bildet zur Zeit ca. 25cm lange Blätter. (ist schon viel größer als auf dem rechten Bild)

Auch die Gattung Drosophyllum enthält nur eine einzige Art, nämlich Drosophyllum lusitanicum. Das Taublatt kommt ausschließlich in Spanien, Portugal und Marokko vor, wo es auf im Sommer ziemlich trockenen, sandigen Bönden in Küstennähe gedeiht. Aufgrund dieses für Carnivoren unüblichen Standortes gibt es auch einige Besonderheiten bei der Kultur zu beachten.
Drosophyllum ist nicht unbedingt meine Lieblingsgattung, auch wenn die homepage nach ihr benannt wurde. (Ich hab' halt irgendeinen Namen gewählt ;-) ) Dennoch ist das Taublatt eine sehr interessante Carnivore, die ich natürlich auch haben wollte. Es dauerte allerdings recht lange, bis ich eine ergattern konnte, da sie doch eher selten in Kultur sind. Ich habe zumindest noch niemals eine Drosophyllum bei Obi & Co entdecken können. Beim Regionaltreffen Süd 2000 konnte ich schließlich einen kleinen Topf mit drei Sämlingen von Thomas Carow ergattern...
Diese wuchsen eine zeitlang, starben dann aber einige Monate später nach und nach ab...
Ups...

Gattung & Art :Drosophyllum lusitanicum
Verbreitungsgebiet :Spanien, Portugal und Marokko
Temperatur :Im Sommer Temperaturen bis 40°C, nachts kühler. Im Winter kalt, leichte Fröste werden angeblich toleriert.
Unbedingt luftiger Standort, kein Terrarium !
Licht :So hell und sonnig wie nur irgendwie möglich, auch im Winter, da keine echte Ruhephase
Substrat :Sehr sandiger, durchlässiger Torf. Evtl. Kies, Tongranulat, Perlite zur Durchlockerung untermischen, große Töpfe, Umpflanzen vermeiden !
Wasser :Längere Staunässe (v.a. im Winter) vermeiden. Luftfeuchtigkeit nicht allzu gering.
Vermehrung :Meist über Samen
Düngen :Habe ich noch nicht ausprobiert
Schädlinge :Ich weiß bisher von keinen
Krankheiten :Keine Ahnung

Da im Mittelmeerraum beheimatet, müssen die Pflanzen auch mit weniger Wasser zurechtkommen und haben desshalb ein tiefreichendes Wurzelsystem. Für die Kultur bedeutet dies, daß die Pflanzen idealerweise in sehr großen Töpfen mit einem lockeren, leicht saueren und sehr sandigen Substratgemisch gehalten werden sollen.
Momentan kultiviere ich meine Pflanzen in einem Substrat aus ca. 50% grobem Quarzsand, 25% Weißtorf, 25% Blähton und etwas vermiculite. Diese Mischung scheint ihnen zu behagen, aber vermutlich ist das eh realtiv egal. Viel Sand sollte enthalten sein, das Wasser sollte schnell durchlaufen, das Substrat aber dennoch zumindest ein Minimum an Feuchtigkeit speichern können.

Angeblich verträgt Drosophyllum keine Staunässe, was ich aber zumindest während des Sommers nicht bestätigen kann. Sicherlich mögen sie trockener stehen als die meisten Drosera o.ä., aber ein, zwei Tage im Wasser stehen macht ihnen während des Sommers überhaupt nichts aus, ganz im Gegenteil.

Meine allerersten Pflanzen wuchsen am allerbesten, als sie den Sommer über im Freien standen und gelegentlich abgeregnet wurden. Bei Klaus Keller habe ich mehrere sehr große Drosophyllum in einem Topf gesehen, der ungeschützt im Freien stand und dessen Untersetzer während des Regens randvoll war.

Dieser Topf mit einem halben Dutzend Drosophyllum war gleichzeitig der Gegenbeweis zur weitverbreiteten Theorie, daß man niemals mehr als eine einzige Pflanze pro Topf kultivieren dürfe. Mag sein, daß die Pflanzen tatsächlich einen Stoff ausscheiden, der das Wachstum von Konkurrenten hemmt, den Kulturpflanzen sieht man das aber anscheinend nicht an. Man müßte da mal einige vergleichende Versuche machen.
Auch bei mir stehen zwei große und ein kleines Drosophyllum bisher problemlos in einem Topf zusammen.
Meine Theorie ist, daß der limitierende Faktor in der Natur wohl das Wasser darstellt und es bei ausreichendem Gießen in Kultur gar nicht nötig ist, Konkurrenten am (mit)wachsen zu hindern...

Allgemein heißt es, daß die Pflanzen extrem wurzelempfindlich sind, wodurch sie einerseits nicht gerne verschickt werden mögen und andererseits auch Umtopfen hassen und daraufhin oft beleidigt absterben.
Ich hatte meine ersten drei Pflänzchen notgedrungen umtopfen müssen, da der Topf, in dem ich sie damals gekauft hatte, viel zu klein gewesen wäre. Zumindest sind meine Pflanzen nicht sofort abgestorben.
Bei meinen aktuellen Pflanzen hatte ich eine als winzigen Sämling umgetopft, indem ich sie vorsichtig mitsamt einem großen Batzen Substrat herausgenommen hatte. Dies scheint halbwegs gut zu funktionieren.
Eine Amsel hat mir mal einen anderen Sämling ausgerissen (und war dabei leider nicht ganz so vorsichtig wie ich ;-) ) und die Pflanze ist daraufhin abgestorben.

Vermehrt wird das Taublatt meines Wissens (fast) ausschließlich über Samen, wobei dieser anscheinend mehrere Jahre keimfähig bleibt. Manche Leute empfehlen eine Behandlung mit Gibberelinsäure, andere schmirgeln die Samen ab, wieder andere ritzen sie an. Mir fehlt dazu die Erfahrung, ich habe einen Teil von meinen in GA3 geschmissen, kann aber nicht mehr sagen, ob diese besser gekeimt sind als die unbehandelten. Auf alle Fälle ist Drosophyllum bei mir sehr unregelmäßig gekeimt, manche Samen erst nach sechs Monaten. Ich habe sie auf die Substratoberfläche des endgültigen Kulturgefäßes gesät und anfangs sehr feucht gehalten.
Drosophyllum soll angeblich nach der Blüte besonders empfindlichs ein und absterben. Ich kann dazu wenig sagen, da meine erste Pflanze dummerweise abgestorben ist, noch bevor sich die Blüte öffnen konnte.
Drosophyllum lusitanicum
Drosophyllum lusitanicum
Drosophyllum lusitanicum


Einige Besonderheiten gibt es noch zu erwähnen. So verströmt Drosophyllum manchmal einen honigartigen Duft, um Beute anzulocken. Die Klebetropfen sind zwar unbeweglich (rein passive Klebefalle), können aber vor allem bei Stimulation sehr große Mengen an Schleim abgeben, so daß auch größere Fliegen förmlich darin ertränkt und getötet werden.
Die bis zu 30cm langen Blätter großer Pflanzen sind den Sommer über oft von unzähligen Insektenleichen bedeckt.
Sich neu entwicklende Blätter sind nach außen gerollt, was ebenfalls unüblich ist.

Drosophyllum ist zwar keine einfach zu haltende Carnivore, aber meiner Meinung nach eine Bereicherung für jede Sammlung. Die Pflanzen können mehrere Jahre alt werden und Stämme entwickeln, am schönsten sind aber ca. zweijährige Pflanzen.



Ich kenne keine spezielle Literatur zu Drosophyllum, es ist aber in jedem allgemeinen Buch über Carnivoren etwas dazu zu finden.
Auf Bestcarnivorous plants (englisch) gibt es einen sehr ausführlichen Artikel zu den Naturstandorten und zur Kultur von Drosophyllum lusitanicum.


Copyright (C) 2001, 2002 by Martin Reiner - letzte Aktualisierung 09.06.2002