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MOORBEET

TEIL II : Bepflanzung

 

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Ist das Moorebeet fertig aufgebaut und der Torf hat sich gesetzt (idealer weise einige Wochen lang) so kann man sich an endlich an das Bepflanzen machen. Dies richtet sich primär nach dem persönlichen Geschmack. Ich beschreibe hier, wie ich es gemacht habe, jeder wird dazu sicherlich eigene Vorstellungen und Vorlieben haben...

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Ich habe in meinem Moorbeet überwiegend Karnivoren eingesetzt, weil da eben mein persönliches Interesse liegt. Begleitpflanzen spielen für mich nur eine Nebenrolle, auf andere spektakuläre Arten wie z.B. Orchideen habe ich bisher gänzlich verzichtet, hätte aber durchaus auch mal Lust, die Kultur einer winterharten Art auszuprobieren.

Frisch bepflanztes Moorbeet im Mai 2002

Zuerst sollte man sich klar werden, ob man in sein Moorbeet Sphagnum-Moos einsetzen möchte oder nicht. Diese Torfmoos oder auch Bleichmoos genannte Pflanze ist hauptverantwortlich für die Torfbildung in natürlichen Mooren. Die Triebe wachsen in die Höhe und sterben unten langsam ab, wobei unter Luftabschluss dann im Laufe der Jahrzehnte dann Torf entsteht. Nebenbei bilden die Torfmoose ein sehr saures Milieu, da sie Protonen an die Umgebung abgeben. Typische Moorpflanzen sind an diese Lebensbedingungen angepasst. Ich habe mich für eine Bepflanzung mit Sphagnum Moos aus mehreren Gründen entschieden. Zuerst einmal gefällt es mir besser als kahler brauner Torf, zum zweiten entspricht es mehr dem "natürlichen Zustand", zum dritten bildet eine dicke Sphagnum Schicht eine gewisse Isolierung gegen Umwelteinflüsse. Unter brennender Sonne verfärbt sich das Moos bei Wassermangel schnell weiß, reflektiert so das Sonnenlicht und hält den Boden kühl, im Winter bildet es eine isolierende Schicht und nicht zuletzt vermindert es die Austrocknung des darunter liegenden Torfes durch Wind und Sonnenschein. Auch bei starken Regenfälle kommt es so nicht zu aufspritzendem Torf, und Sonnentau und andere zarte Pflanzen werden nicht verschlämmt. Zumindest theoretisch könnte es im Laufe der Jahre auch zu einer weiteren (Roh-)Torf Bildung beitragen. Natürliche Moore wachsen im Laufe der Jahre und Jahrhunderte in die Höhe und die Torfschicht wird immer mächtiger. Dieser Vorgang läuft allerdings in der Natur sehr langsam ab (ca. 1mm Torf pro Jahr, je nach Klima).

P. grandiflora wächst mit Sphagnum um die Wette

Das Einsetzen von Sphagnum Moosen ist aber nicht ganz ohne Nachteile. Es bietet Unterschlupf für zahlreiche Tiere wie Asseln, Ameisen und Schnecken, auch Eidechsen und Frösche habe ich in meinem Moor schon gefunden. Das mag man positiv oder negativ sehen, wo Tiere sind gibt es eben auch Fraßspuren.
Das Moos lockt auch Amseln und andere Vögel an, die dies gerne als Baumaterial zum Nestbau verwenden und dabei dann  ganz schön wüten können. Schlussendlich ist das Moos teilweise sehr wüchsig, wenn ihm die Bedingungen zusagen. Manche Arten sind zumindest laut Fachliteratur daran angepasst (die einheimischen Drosera beispielsweise), bei anderen besteht die Gefahr, dass sie überwachsen und erstickt werden. Man muss das Moos also bisweilen zurechtstutzen, wenn man den schwachwüchsigeren Pflanzen auch langfristig eine Überlebenschance einräumen will. 

Wollgras (Eriophorum spec.) in Blüte

Ich selbst habe als Begleitpflanzen auch ein paar Flatterbinsen (Juncus effusus) eingesetzt, da ich immer wieder ein paar davon für die Kultur von Aldrovanda brauche und dachte, dass es doch ganz praktisch sei, wenn mir da im Moorbeet immer ein kleiner Vorrat heranwachsen würde. Außerdem war ja eh noch Platz.
Wollgras (Eriophorum spec.) hat sich von selber angesiedelt. Nach dem ersten Jahr hatten beide Arten das gesamte Moorbeet besiedelt und ich war begeistert. Nach zwei Jahren bestand das halbe Moorbeet nur noch aus Binsen und Wollgras und ich versuchte dieses wieder herauszubekommen. Gerade die Binsen bilden ein sehr dichtes Wurzelgeflecht, welches mittlerweile das komplette Moorebeet durchzieht, so dass dies leider völlig unmöglich ist. Die einzige Lösung wäre eine Neuanpflanzung mit komplettem Austausch des Torfes. Daher muss ich nun eben damit leben und es regelmäßig jedes Frühjahr dort entfernen, wo es mir zuviel wird. Zum Glück haben beide Arten keine spitzen Wurzeln, die der Teichfolie gefährlich werden könnten.

Karnivoren setzt man am besten im Frühjahr ein, nachdem die letzten Fröste definitiv vorbei sind. In meiner Gegend ist das ca. Mitte Mai. Dann können sich die Pflanzen eine komplette Wachstumsperiode lang an das Freilandklima gewöhnen, bis der erste Winter kommt. Wer im Sommer bepflanzen will, sollte sich eine Zeit mit kühlem und regnerischem Wetter aussuchen. Auch der Herbst eignet sich noch bis ca. September zum Bepflanzen. Beim ersten Bepflanzen empfiehlt sich ein Vogelschutznetz, da sonst die Vögel oft die meist noch recht einzeln stehenden Exemplare herausreißen, wenn sie im frischen Torf wühlen. Sobald die Brutsaison vorbei ist oder die Pflanzen angewachsen sind sollte man das Netz entfernen. Ansonsten wachsen die Pflanzen hindurch und beim Abnehmen hat man dann die Wahl, die Pflanzen oder das Netz zu beschädigen.

Vögel waren bei mir eigentlich nur bei der Neuanlage ein größeres Problem. Man kann sich da aber im ersten Jahr der Bepflanzung mit einem Vogelschutznetz ganz gut behelfen. Im Laufe der Zeit und wenn das Moorbeet einmal bewachsen ist sind die Vögel dann kein gravierendes Problem mehr. Sie picken zwar auch bei mir mal Sarracenienschläuche auf um an die Insekten zu gelangen oder wüten im Moos, aber der Schaden hält sich meist in Grenzen. Man kann das Moos ja wieder andrücken, wo nötig  und wenn gelegentlich mal ein Sonnentau verloren geht kann man eigentlich ganz gut damit leben. Am aktivsten sind die Vögel während der Zeit des Nistbaus. Zumindest gegen die Amseln reicht es meiner Erfahrung nach auch aus, das Netz um das Moor herum zu legen, die Vögel betreten das Moorbeet dann normalerweise nicht. Nach dem Lesen vieler Erfahrungsberichte hatte ich mir das Problem deutlich schlimmer vorgestellt. Vielleicht hatte ich bisher auch nur Glück...

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winterharte Drosera und Pinguicula

Geeignete Karnivoren für ein Moorbeet müssen natürlich winterhart sein, wenn sie das Ganze Jahr über im Freien verbringen sollen. Dazu zählen u.a. die drei einheimischen Sonnentauarten wie Drosera anglica, D. intermedia und D. rotundifolia. Diese sind völlig winterhart und sie sollten eigentlich an das Wachsen in Sphagnum Polstern angepasst sein. Zumindest in meinem Moorbeet scheinen die Pflanzen aber gewisse Probleme zu haben, mit dem Moos mithalten zu können. Ich hatte auch gehofft, dass sich die Pflanzen durch Aussaat von selbst stärker verbreiten würden, doch bisher hält sich die Populationsdichte noch in Grenzen. Mal schauen, wie es sich weiter entwickelt. Drosera anglica und Drosera rotundifolia setzt man am besten in die normal feuchten Stellen im Moorbeet, während Drosera intermedia kurzeitige Überflutungen problemlos übersteht und ein sehr nasses Substrat bevorzugt. Ihr bevorzugter Platz ist daher an den Rändern oder teilweise sogar in den Schlenken. Eine weitere Art, die sich bei mir verblüffender weise sehr wohl fühlt ist Drosera filifomis ssp. filiformis, ein Sonnentau, der in Nordamerika beheimatet ist. In Kultur sollte man ihn im Winter relativ trocken stellen, damit die Überwinterungsknollen nicht verfaulen. Im Moorbeet hat er allerdings absolut keine Probleme damit, mitten zwischen triefend nassem Sphagnum Moos zu überwintern und er verträgt auch problemlos die bei uns auftretenden starken Fröste. Die Pflanzen wachsen im Freien gedrungen, mit kürzeren aber sehr stabilen Blättern und zahlreichen sehr dicken Blütenstilen. 

Erfroren sind mir hingegen Drosera capensis und Drosera binata (die T-Form).

Mit den Venusfliegenfallen, Dionaea muscipula, habe ich gemischte Erfahrungen gemacht. Sie sind erstaunlicherweise recht winterhart, allerdings habe ich die meisten davon zwischen das Sphagnum Moos gesetzt, da ich dachte, dass dies das Rhizom im Winter vor Frost schützen würde. Die Pflanzen haben allerdings große Probleme mit dem Moos mitzuhalten und werden oft davon erstickt. Auch werden die Pflanzen durch die kürzere Wachstumsperiode nicht annährend so groß wie getopfte Pflanzen, die den Sommer im Gewächshaus verbringen und den Winter im Haus. Trotzdem gelangen die Pflanzen zur Blüte und setzen auch Samen an. Auch die Fallen sind stets gefüllt.

Sarracenia flava Sarracenia purpurea ssp. purpurea

Sarracenien sind bekannt dafür, die einheimischen Winter gut zu vertragen, die beiden robustesten Arten sind Sarracenia puruprea ssp. purpurea und Sarracenia flava, die auch bei mir im Moorbeet sehr gut wachsen, kräftige Schläuche bilden und im Frühjahr zahlreiche Blütenstile. Während starker Stürme können die Schläuche der hochwachsenden Arten schon einmal umknicken, auch beginnen sie im Herbst meist zu faulen, da sie dann randvoll mit gefangenen Insekten sind. Das schadet den Pflanzen aber nicht. In eine der Schlenken habe ich auch Sarracenia psittacina gepflanzt, die als eher frostempfindlich gilt. Auch diese verträgt bei mir Wintertemperaturen bis unter -20°C. Sie blüht auch, allerdings sind die heimischen Sommer wohl zu kurz und kalt, so dass es nicht zur Ausbildung von Samen ausreicht. Interessant ist besonders, dass man dieser Art im Moorbeet naturnähere Bedingungen bieten kann als bei der Kultur im Topf. Sie ist nämlich darauf spezialisiert, in Zeiten der Überschwemmung auch Wasserbewohner mit einer reusenartigen Falle zu fangen, während sie ansonsten auf das Fangen von Kriechtieren spezialisiert ist. Während die Fallen bei der Kultur im Topf meist leer sind kann sie im Moorbeet durchaus Beute fangen.
Des weiteren kultiviere ich im Moorbeet noch einige Hybriden sowie seit einem Jahr auch noch S. oreophila problemlos.

Mit der Kultur der Kobralilie (Darlingtonia) in Töpfen war ich nie erfolgreich. Immer starben mir die Pflanzen nach einiger Zeit im Sommer ab. Grund war vermutlich ein Überhitzen des Substrates. Wer seine Pflanzen täglich gießen kann hat wohl mit der Kultur mehr Glück, ich wollte auf diese Art eigentlich schon verzichten, habe aber als Experiment auch einige Pflanzen ins Moorbeet gesetzt. 

Darlingtonia californica

Darlingtonia californica ist in Nordamerika beheimatet und gilt als "bedingt winterhart". In der Literatur liest man oft, dass sie geschützt in etwa -8°C an Frost verträgt, wobei einige Autoren auch angeben, dass sie noch stärkere Fröste vertragen können. So auch meine Pflanzen, denen die Winter scheinbar nichts ausmachen. Ich selbst habe sie in Sphagnum Polster gesetzt, da ich mir dort einen besseren Schutz des Rhizoms vor Frost und Hitze versprach. Mittlerweile haben die Pflanzen mittels unterirdischer Ausläufer schon einen kleinen Teil des Moorbeets bewachsen, einige Exemplare wachsen sogar direkt in den Schlenken, wo sie die Hälfte des Jahres teilweise direkt im Wasser stehen. Für Pflanzen, die angeblich keine Staunässe mögen entwickeln sie sich dort sehr gut. Leider haben sie bisher noch nicht geblüht. Vielleicht ist es ihnen dafür dann doch zu kalt, vielleicht muss ich auch nur warten. 
Mittlerweile halte ich Darlingtonia nur noch im Moorbeet, die Kultur im Topf habe ich komplett aufgegeben. Alleine wegen dieser schöne Art, die im Moorebeet nun so problemlos gedeiht und im Topf trotz zahlreicher Tricks nie so recht wollte hat sich das Moorbeet für mich schon "rentiert".

 

Pinguicula grandiflora

Der letzte Vertreter unter meinen Karnivorenarten im Moorbeet ist das Fettkraut Pinguicula grandiflora, das ebenfalls voll winterhart ist und mittlerweile zahlreiche von Moos frei geblieben Stellen im Moorbeet besiedelt hat. Es bildet im Winter eine Überwinterungsknospe und vermehrt sich über Kindel. Die blauen Blüten bilden einen schönen Kontrast zu den anderen Pflanzen. Einheimische Fettkräuter wie z.B. Pinguicula vulgaris halte ich nicht. Genauso habe ich bisher auf die Kultur von einheimischen Utricularia Arten verzichtet. Das liegt primär daran, dass ich noch keine auf den üblichen Tauschbörsen zum Verkauf gesehen haben. 

Dafür habe ich vor allem im ersten Sommer noch einige Experimente mit Sommergästen im Moorbeet durchgeführt. Eine Heliamphora Hybride wuchs dabei im Halbschatten der Sarracenia flava erstaunlich gut, einige Zwergdrosera trotzten sogar den ersten Frösten bis in den Dezember und starben erst während des Winters dann ab. Sommergäste sollte man, wenn man sie denn im Herbst wieder entfernen möchte, am besten zusammen mit einem Plastiktopf ins Moorbeet einsetzen. Danach sollte man sie etwas abseits stellen und gründlich auf Schädlinge und andere Mitbewohner untersuchen, die sich im Moorbeet ja massenweise aufhalten.
Drosera arcturi wollte ich auf diese Weise ebenfalls im Moorbeet kultivieren, doch sind mir die erhaltenen Pflanzen (aus invitro Kultur) sehr schnell verfault.

Heliamphora minor x heterodoxa Drosera roseana

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Weiter zu:  Teil III : Pflege und eigene Erfahrungen

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Copyright (c) 2005 Martin Reiner - letzte Aktualisierung 28.03.2005