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PINGUICULA

das Fettkraut


Tja, die Fettkräuter... Irgendeiner meiner Freunde hat mal behauptet, die Dinger sehen aus wie ein klebriger Salat. Ich finde die Beschreibung ausgesprochen treffend. Die Klebrigkeit hält sich allerdings meist in Grenzen und die sehr schwachen Drüsen können im Normalfall nur Mücken und kleine Fruchtfliegen festhalten, zumindest bei den paar Arten die ich besitze bzw. bisher gesehen habe.
Wie nicht schwer rauszuhören ist, zählt diese Gattung nicht unbedingt zu meinen Favoriten.
Der "Vollständigkeit" halber hab ich aber dennoch ein paar davon und ein paar sind wirklich so simpel zu halten und so anspruchslos, daß sie auch in den Ecken gedeihen, wo sonst eh keine Carnivoren mehr wachsen würden.

Zur Ehrenrettung sei gesagt, daß es einige Züchter gibt, die ganz begeistert von diesen Pflanzen sind, hauptsächlich wegen ihrer vielen schönen Blüten.
Von den über 70 Arten sind natürlich auch richtig schwere darunter mit den eigenwilligsten Kulturansprüchen. Da auch diese Gattung über nahezu die ganze Welt verbreitet ist (inkl. zwei Arten in Deutschland) ist dies auch nicht weiter verwunderlich.


Gattung & Art :"einfache" Pinguicula
Verbreitungsgebiet :nahezu weltweit, auch in Deutschland
Temperatur :Winterharte ganzjährig im Freien, mexikanische im Winter kühl
Licht :Nicht zuviel Sonne, Ostfenster ist recht gut
Substrat :Fast egal, Torf und irgendwas, Lehm, Sand, ....
Wasser :Im Sommer naß, Winter feucht, bei manchen Arten im Winter auch völlig trocken. Normale Luftfeuchtigkeit.
VermehrungSamen und Blattstecklinge, Winterharte bilden Kindel
Düngen :Vertragen teilweise mehr Mineralien als andere Karnivoren. Ich dünge trotzdem nie
Schädlinge :Hatte bisher keine. Trauermückenlarven sollen ein Problem sein.
Krankheiten :Bei den einfachen Arten bisher nicht


Ich selbst habe so gut wie keine Erfahrung mit der Kultur von Pinguicula, von daher sind die Beschreibungen mit Vorsicht zu genießen. Gerade bei den einfachen mexikanischen Arten kann man allerdings relativ wenig falsch machen, sie gedeihen meist auch noch bei wenig direktem Sonnenlicht noch ganz passabel.
Vermehren lassen sich die meisten Fettkräuter recht gut über Samen (Blüten mit Pinsel gegenseitig bestäuben !) oder über die nicht klebrigen Winterblätter, die man ausreißt und flach auf den Boden legt.




Pinguicula esseriana :

Ich hab mir irgendwann mal eine Pflanze von dieser kleinwüchsigen Art bei plantarara mitschicken lassen, weil die damals spottbillig war. Sie stand dann rund zwei Jahre lang in ihrem Minitopf, ohne daß ich sie sonderlich beachtet oder gepflegt hätte und ging irgendwann mal zugrunde. Vom Hörensagen her aber keine schwere Art.
Pinguicula esseriana




Pinguicula grandiflora:

Ein Fettkraut aus Frankreich, das demzufolge auch einigermaßen winterhart sein sollte. Bildet zur Überwinterung im Herbst eine Knospe, meist mit zahlreichen kleinen Brutschuppen an der Seite, die alle im nächsten Frühjahr zu neuen Pflanzen auswachsen können. Im Frühjahr 2001 habe ich von Dirk Besold drei dieser Brutschuppen geschenkt bekommen und in Töpfe gepflanzt. Sie bildeten mittelgroße Rosetetn und gingen im Herbst in winterruhe, wo ich sie bei mir im haus bei ca. 10°C und leicht feucht gehalten habe. Obwohl das vermutlich zu warm ist, sind sie nicht verschimmelt und im Frühjahr alle schön gewachsen und haben teilweise geblüht. Mittlerweile stehen sie im Moorbeet an einer Ich muß gestehen, daß mir die Blüte sogar ziemlich gut gefällt. Man beachte die zahlreichen Klebetropfen auf dem zweiten Bild in Großansicht !
Pinguicula grandiflora
im Topf
Pinguicula grandiflora
Blüte
Pinguicula grandiflora
Überwinterungsknospen



Pinguicula gypsicola:

Eine recht interessant geformte Art aus Mexiko. Besonders auffallend sind die sehr langen und schlanken Sommerblätter, sowie die kompakte und kleine Winterrosette. Ich hatte mir mal zwei Blättchen der Winterrosette eingetauscht und einfach auf sandiges Substrat gelegt und angedrückt. den Topf habe ich ans Ostfenster in Anstaubewässerung gestellt, aber keine Plastikfolie o.ä. darüber gestülpt, da ich ein Verschimmeln befürchtete.
Einer der beiden Stecklinge ist angewachsen und hat während des Sommers noch eine kleines Pflänzchen gebildet. Als dann im Herbst die kleinen Winterblätter gebildet wurden habe ich das Gießen nach und nach eingestellt und den Topf völlig austrocknen lassen und an einen halbwegs hellen Platz gestellt. Erst im März habe ich nach und nach wieder etwas Wasser gegeben und ein Monat später sind in der Mitte der Winterrosetten wieder neue Sommerblätter erschienen. Während des Sommers steht die Pflanze am Südfenster in Anstaubewässerung. Allerdings bin ich nicht so richtig zufrieden damit, denn die Blätter sind nicht besonders lang und werden stellenweise braun.
Das Substrat besteht aus Torf und recht viel Sand wenn ich mich nicht irre.
Pinguicula gypsicola
Herbst
Pinguicula gypsicola
Winter
Pinguicula gypsicola
Frühling



Pinguicula heterophylla:

Ich bin mir noch immer nicht sicher, ob ich jetzt Pinguicula heterophylla oder medusina kultiviere und ich weiß nicht genau, wie ich die beiden Arten überhaupt unterscheiden könnte. Wenn mir jemand weiterhelfen mag, würde mich das freuen.
Selbst für mich ist Pinguicula heterophylla ein sehr interessantes Fettkraut mit langen fadenförmigen Sommerblättern, die irgendwie an eine langbeinige Spinne erinnern. An den Blattspitzen bilden sich Ende des Sommers winzige Jungpflänzchen mit kleinen Wurzeln und Blättern, worauf sich das Blatt nach unten senkt und bei Bodenberührung kann dieses Jungpflanze dann anwachsen. Alleine deshalb wollte ich diese doch recht selten kultivierte Art unbedingt haben. Klaus Keller hat mir dann mal vier dieser Kindel geschenkt (Danke !) und alle sind gut angewachsen. Ich hatte sie in verschiedenen Töpfen und habe bei zwei davon recht bald im Herbst das Gießen eingestellt, da auch diese Pflanze unbedingt eine trockene Winterruhezeit braucht. Zwei wollte ich feucht durchkultivieren, da ich nicht wußte, ob die Größe überhaupt ausreichen würde. Als diese dann im Januar trotzdem eingezogen waren, habe ich auch diese trocken gestellt.
Augrund dessen waren die Pflanzen unterschiedlich groß (besser gesagt klein), als sie ihre Überwinterung"zwiebel" bildeten. Diese befindet sich halb im Boden versenkt und war bei den Pflanzen, die erst im Januar einzogen waren dann auch entsprechend größer. Alle Pflanzen standen den Rest des Winters über genauso wie Pinguicula gypsicola völlig trocken und einigermaßen hell bei ca. 10°C.
Wie bei Pinguicula gypsicola habe ich im März damit begonnen, das Substrat feuchter zu halten, allerdings hat es bei Pinguicula gypsicola bis zum Mai gedauert, bis die ersten neuen Blätter gekommen sind. Die Pflanze die als letztes eingezogen war ist sogar erst im Juli wieder ausgetrieben. Ich befürchte, daß dies nicht ganz normal ist. Gegen Ende Juli beginnen jedenfalls die Frühstarter damit eigene Kindel zu bilden.
Die Pflanzen stehen in meinem Zimmer am Südfenster in Anstau und eine hat letzte Woche sogar die Mücke weggefangen, die mich zwei Nächte genervt und gepiesakt hatte. (Eine dumme Sache, wenn man selbst am Anfang der Nahrungskette steht)
Pinguicula heterophylla ist damit noch weiter in meiner Gunst gestiegen. :-)
Pinguicula heterophylla
im Mai
Pinguicula heterophylla
im September
Pinguicula heterophylla
Kindel



Pinguicula x Sethos:

Diese Kulturybride wuchs in fast jedem meiner Terrarien und Pflanzschalen aus meiner Anfangszeit. Sie wächst eigentlich in jeder Substratmischung für Carnivoren und sogar noch in etwas nährstoffreicheren Erden. Angeblich vertragen die Pings auch Kalk im Gießwasser, aber wenn ich eh alles mit Regenwasser gieße mache ich für die nicht extra eine Ausnahme. Hin und wieder blühen die Pflanzen eine zeitlang und sonst wachsen sie so dahin. Im Winter bilden sie kleinere nicht klebrige Blätter und im Sommer dann die großen Klebefallen. Die Winterrosette teilt sich meistens noch mehrmals, so daß man nach einiger Zeit einen richtigen Klumpen aus lauter Fettkräutern besitzt. Mr ist noch aufgefallen, daß die Pflanzenwurzeln oftmals garnicht richtig ins Substrat wachsen, sondern sehr nahe an der Oberfläche bleiben.
Kurz und gut, eine Pflanze für den absoluten Anfänger, nicht extrem dunkel und nicht zu sonnig, sonst kann man fast nichts falsch machen. Ideal fürs Zimmer.
Pinguicula x Sethos
in einer Plastikschale
Pinguicula x Sethos
eine der zahlreichen Blüten
Pinguicula x Sethos
Auflichtmikroskop 30x




Pinguicula vulgaris ?:

Neben den Pinguicula grandiflora Brutknospen habe ich damals noch je eine von Pinguicula vulgaris und der ebenfalls winterharten Pinguicula corsica bekommen, die mir aber beide abgestorben sind. Pinguicula vulgaris ist neben Pinguicula alpina auch in Deutschland heimisch. Diese Art kommt wegen ihres sehr großen Verbreitungsgebietes auch in Schottland vor, wo ich glaube, diese Art zu Tausenden gesehen zu haben. Ich bin mir aber nicht 100%ig sicher, denn alle Pflanzen waren Ende August bereits verblüht. Ich habe damals einige Samen mitgenommen und im Frühjahr ausgesät. Davon sind einige gekeimt und ich habe die Pflänzchen ins Moorbeet gesetzt. Erst jetzt, wo ich diese Zeile tippe fällt mir das wieder ein. Ich befürchte fast, daß sie dort von irgendwas überwachsen wurden, weil ich sie vergessen habe. Ich werde wohl mal nachschauen müssen. Hier einige der Bilder aus Schottland, teilweise wuchsen die Fettkräuter dort auf blankem Felsen oder mitten auf dem Weg, oftmals in Begleitung von Drosera.
Pinguicula vulgaris ?
auf Fels
Pinguicula vulgaris ?
am Wegesrand
Pinguicula vulgaris ?
ein großes Exemplar




An erster Stelle bei der Literatur ist wohl "Monographie der Gattung Pinguicula" von Casper zu nennen. Dieses Buch behandelt alle 1965 bekannten Arten und ist auf deutsch(!) mit etwas Latein durchsetzt.
Auf der homepage von Oliver Gluch (deutsch / englisch / französisch), dem deutschen Fettkraut-Experten finden sich viele Tipps und weitere Links. Unbedingt empfehlenswert ist weiterhin A world of Pinguicula (englisch) mit sehr schönen Bildern und ausführlichen Kulturtipps zu vielen Fettkrautarten.


Copyright (C) 2001, 2002 by Martin Reiner - letzte Aktualisierung 09.12.2002