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UTRICULARIA

der Wasserschlauch



"Bladderworts are the strangest and propably the most highly developed plants in the world..." schreibt Peter D'Amato in seinem Buch "The savage garden". Und der muß es ja wissen.
Die meisten Leute hingegen, denen man einen Topf mit Utricularien zeigt schauen meist etwas verblüfft, gucken mal da mal dort, drehen den Topf einmal von links nach rechts und dann von oben nach unten um zum Schluß dann zu meinen "Äh, ich seh da nur Gras". Und es ist zugegebenermaßen auch nicht meine Lieblingsgattung und ich habe auch noch nicht viel Erfahrung damit. Allerdings geben die Utris nette Begleitpflanzen ab und wenn sie denn mal blühen, dann sieht das garnicht schlecht aus. Außerdem kann man die Fangblasen sehen, sofern man sie in einem Glas o.ä. kultiviert.
Ach ja die Fangblasen, die eigentlichen Fangorgane dieser Gattung werden im Normalfall so zwischen 0,5 und 5 mm groß und saugen Beutetiere der entsprechenden Größe innerhalb von Sekundenbruchteilen durch Unterdruck ins Innere. Dort werden sie dann verdaut. Der Vorgang ist allerdings so schnell, daß man selbst in Zeitlupe kaum was davon sieht. Eine (die ?) schnellste Bewegung im Pflanzenreich.
Im oben zitierten Buch und in der Monographie von Taylor ist von 214 bekannten Spezies (1998) die Rede und damit ist Utricularia die artenreichste Gattung aller Carnivoren. Sie sind über nahezu die ganze Welt verbreitet, inklusive Deutschland.

Grob lassen sich die Urticularien in aquatische, terrestrische und epiphytische Arten einteilen.

Ich selbst werde nur kurz einige wenige Arten vorstellen, die ich mittlerweile in Kultur habe. Aufgrund meiner mangelnden Erfahrung würde ich aber doch raten, sich unbedingt noch andere Meinungen dazu anzuhören ;o)



Gattung & Art :Utricularia
Verbreitungsgebiet :Weltweit
Temperatur :Unterschiedlich, je nach Herkunftsgebiet.
Licht :Hell, aber nicht zuviel direktes Licht funktioniert meist gut. Teilweise ziemlich anspruchslos.
Substrat :Terrestrische Arten in lockere Torfgemische, epiphytische in sehr lockere Sphagnumhaltige Substrate ähnlich Nepenthes
Wasser :Meist naß bis feucht, teilweise aber auch Trockenzeiten, je nach Art sehr unterschiedlich.
Vermehrung :Vegetativ durch Abtrennen von Pflanzenteilen, teilweise auch durch Samen möglich.
Düngen :großblättrige Arten evtl. leichte Blattdüngung ?
Schädlinge :U. longifolia hatte bisher 1x Blattläuse, war nicht tragisch
Krankheiten :Mehltau,... ?




Utricularia blanchetii :
Eine kleinblühende terrestrische Art, die ich mal bekommen hab. Steht in meinem Hochlandterrarium und scheint sich dort wohl zu fühlen. Substrat ist irgendwas torfiges, die Pflanze steht meistens im Anstau. Allerdings ist die Pflanze ncht sonderlich konkurrenzstark, so daß man Moos besser ausrupfen sollte.
Utricularia 	blanchetii
Utricularia blanchetii
Nur die Blüten sind von Utricularia blanchetii, das andere Zeug sind Blätter von Utricularia longifolia, sowie deren Topf mit Sphagnum !


Utricularia endresii :
Tropische ephiphytische Art, von der ich einen Ableger in einer Mischung aus lebendem Sphagnum und Rindenstückchen an einem "dunkleren" Platz in meinem Hochlandterrarium kultiviere. Zumindest die Blätter wachsen schneller als bei Utricularia quelchii.
Utricularia 	endresii
Utricularia endresii



Utricularia flaccida :
Terrestrische und tropische Art, von der ich im Frühjahr 2002 ein kleines Eckchen bekommen habe. Irgendwie haben mir die Blüten gut gefallen. Die Blätter sind wenig spektakulär und im Gegesatz zur Beschreibung bei Taylor sind die bei mir nicht gefiedert.
Ich habe Utricularia flaccida in reinen Torf gepflanzt und an einen halbschattigen Platz ins Gewächshaus gestellt. Daraufhin starben erstmal alle Blätter ab, sie ist aber wieder neu gekommen. Ab September habe ich sie in mein neues Mini-Terrarium gestellt wo sie einen Blütenstiel gebildet hat. Als ich darauf eine Laus zerdrücken wollte, habe ich diesen abgebrochen. Na super...
Utricularia 	flaccida
U. flaccida
von A. Fleischmann
Utricularia 	flaccida
Utricularia flaccida
Blätter
Eine anscheinend leicht zu kultivierende Art mit schönen gelben Blüten. Die Blütenstiele sind oftmals mit kleinen Klebetröpfchen bedeckt.


Utricularia gibba :
Die einzige aquatische Art, die ich bisher kultivierte. Ich erhielt sie im Frühling 2001 und schmiß sie zu den Aldrovanda ins Aquarium. Dort wuchsen sie anfangs recht brauchbar und ich beachtete sie nicht weiter. Im Sommer dann hatten die Aldrovanda das ganze Becken ausgefüllt und meine Utricularia gibba war verschollen. Das wars auch schon.
Die Art gilt als die am leichtesten zu haltende aquatische Utricularia und ist eine der in der Natur am weitesten verbreiteten Carnivoren überhaupt. Die Wassertiefe sollte sehr niedrig sein, ja die Pflanzen sogar am Grund aufliegen, falls man Blüten erhalten will. So stets zumindest in der Literatur.
Utricularia gibba
Utricularia gibba
Durchlichtmikroskop 40x
Utricularia gibba
Utricularia gibba
Auflichtmikroskop
Utricularia gibba
Utricularia gibba
Details im Durchlichtmikroskop 100x



Utricularia humboldtii :
Meiner Meinung nach eine der ausergewöhnlichsten aller Wasserschlaucharten.
Warum ?
Nun, sie bildet ziemlich große Fangblasen, teils größer als 5mm, desweiteren ist die Blüte mit mehreren Zentimetern die größte ihrer Gattung. Die Samen sind durchsichtig, so daß man den Embryo erkennen kann und keimen innerhalb von wenigen Stunden. Der Keimling bildet lange Fortsätze, mit denen er sich an den Wänden von Bromelien festhalten kann, so daß er nicht vom Regen weggeschwemmt wird. Schlußendlich wächst die Pflanze in der Natur in Begleitung von Heliamphora und Bromelien auf den Tepuis und ist zudem noch recht selten in Kultur.
Ich habe sie folglich auch zu den Heliamphora dazugestellt, wo sie immer noch in dem kleinen Topf mit Neuseelandsphagnum steht, indem ich sie als Ableger bekommen habe. Die Art wächst langsam aber stetig und nach über einem Jahr habe ich nun schon fünf Töpfe davon, da Utricularia humboldtii zahlreiche Ausläufer bildet. Insbesondere dann (so scheint mir), wenn das Pflanzgefäß zu klein wird. Leider bilden meine Pflanzen nur ca. 2-3 Blätter pro Topf und bisher noch keine Blüten. Es könnte evtl. sein, daß man sie längere Zeit nicht stören darf.
Einen der Ausläufer habe ich mal in meine Catopsis geleitet und warte mal ab, wie er sich darin entwickeln wird. (Die Utricularia, die man am Naturstandort in den Heliamphora Schläuchen fand, sahen eher schwächlich aus)
Es ware sehr interessant, irgendwann mal Blüten und auch Samen zu bekommen.
Wer das mit den Samen nicht glaubt, soll mal im CP mailinglist archive (englisch) nachlesen.
Utricularia humboldtii
U. humboldtii
Blätter
Utricularia humboldtii
Utricularia humboldtii
Ausläufer
Utricularia humboldtii
Utricularia humboldtii
Blasen



Utricularia longifolia :
Irgendwann habe ich mal ein Blatt plus etwas Rhizom bekommen und in lebendes Sphagnum getopft. Am Boden das Glases befand sich etwas Torf. Die Pflanze steht seitdem in meinem Hochlandterrarium und es scheint ihr dort einigermaßen zu passen. erstaunlich ist, wie schnell das Rhizom wächst. Ein neuer Topf, und sei er noch so groß, wird in recht kurzer Zeit komplett durchwachsen. Einmal hockten zahlreiche Läuse auf einem Blatt. Ich habe es daraufhin einfach abgeschnitten und weggeschmissen und damit war das Problem erledigt. Ich glaube(!), die Art braucht halbwegs "tropische" Bedingungen, sprich Wärme und hohe Luftfeuchtigkeit. Gilt als blühfaul.
Ich habe sie jetzt weit über einem Jahr, sie steht mittlerweile in einem großen Topf mit einer Mischung aus Perlite, Torf und Sphagnum an einem Ostfenster. Sie ist immer noch totlangweilig.
Utricularia longifolia
Utricularia longifolia
nicht gerade spektakulär
Utricularia longifolia
Utricularia longifolia
auch nicht besser
Utricularia longifolia
Utricularia longifolia
in Würzburg



Utricularia menziesii :
Dieser Wasserschlauch ist völlig anders.
In Australien beheimatet muß er genauso wie Knollendrosera sehr heiße und knochentrockene Sommer überleben. Und wie die in Zwiebelsonnentau bildet auch diese Art unterirdische Speicherknollen aus, die in etwa die Form von Reiskörnern haben. Bei älteren Pflanzen stehen viele dieser "Reiskörner" zusammen und sind umgeben von einem filzigen Haargeflecht, welches vor Austrocknung schützen soll. Jede dieser Knollen kann eine neue Pflanze bilden, doch blühfähig sind nur große Ansammlungen von miteinader verbundenen Knollen. Bis aus einer einzellnen Knolle ein blühfähiger verbund wird können viele Jahre vergehen.
Diese Pflanzen sind meines Wissens (so gut wie ?) nirgens aus Nachzuchten zu erwerben und es gibt als Quelle nur den Import wild gesammelter Pflanzen aus Australien. Da Utricularia menziesii in Natur sehr selten geworden ist und die Kultur alles andere als einfach ist, sollte man sich sehr gut überlegen, ob man sich in der Kultur versucht und man sollte zumindest Erfahrung mit Knollendrosera haben. Es wäre wünschenswert, wenn die Art soweit in Kultur etabliert werden könnte, daß man sie zukünftig aus Nachzuchten kaufen könnte.
Auch meine beiden Pflanzen (eine gelb- und eine rot-blühende) stammen aus Australien und müssen sich erst mal an die Verhältnisse auf der Nordhalbkugel umstellen. Ich kultiviere sie genauso wie Knollendrosera, nur in niedrigeren Töpfen und während der Wachstumszeit im Winter noch feuchter. Am naturstandort wird die Pflanze während des Winters auch mal überflutet. Wunderschöne Bilder vom Naturstandort finden sich auf Cephalotus.net (English)
Utricularia 	menziesii
Utricularia menziesii
Blätter im Frühling
Utricularia 	menziesii
Utricularia menziesii
Knollen



Utricularia nelumbifolia :
Hiervon habe ich zwei winzige "Ableger" (=Blätter) von Andreas Siegler bekommen und warte nun darauf, daß sich daraus mal "was gescheites" entwickeln wird. Die Samen sollen denen von Utricularia humboldtii ähneln, also mit bereits erkennbarem Embryo unter der durchsichtigen Schale und ebenfalls innerhalb weniger Stunden keimen. Angeblich eine zwar (noch) selten in Kultur anzutreffende, aber dennoch leicht zu kultivierende Art.
Utricularia nelumbifolia
Utricularia nelumbifolia
winziger Ableger



Utricularia nephrophylla :
Ein Kauf aus Versehen. Eigentlich wollte ich Utricularia nelumbiflia kaufen und war schon ganz verwundert, warum die nur 4 Euro kosten sollte. Dabei wars eine U. nephrophylla (tja, wer lesen kann ist klar im Vorteil), Nun, wo ich sie schon mal hatte, hab ich sie in mein tropisches Mini-Terrarium in eine Mischng aus Torf und Sand gesetzt. Dort überzieht sie mittlerweile einen Großteil des Topfes mit den kleinen Blättern.
Utricularia nephrophylla
Utricularia nephrophylla
Blätter



Utricularia quelchii :
Eine schöne und in Kultur sehr seltene Art von den Tepuis Venezuelas. Ich kultiviere sie in reinem Sphagnum in meinem Hochlandterrarium. Ich habe im Frühjahr 2002 einen Ableger mit einem Blatt erhalten und in sechs Monaten ist nur ein einziges weiteres neues Blatt dazu gekommen. Dafür habe ich beim Umtopfen festgestellt, daß zahlreiche neue "Wurzeln" gebildet wurden.
Utricularia 	quelchii
Utricularia quelchii
von Andreas Fleischmann
Utricularia 	quelchii
Blüte (fast offen)
von Andraes Fleischmann
Utricularia 	quelchii
meine Utricularia quelchii
bildet gerade ihr drittes Blatt



Utricularia reniformis :
Hier habe ich mal zwei kleine Stückchen Rhizom bekommen und in lebendes Sphagnum gepflanzt. Eines davon ist angewachsen und steht seitdem am Ostfenster. Im Winter wirds dort recht kühl, im Sommer hats halt normale Zimmertemperatur. Das Glas, in dem die Pflanze wächst ist unten zu ca. 1/4 mit Torf gefüllt, da ich glaube, daß so die Pflanze mehr Nährstoffe bekommt. Im Winter halte ich das Substrat nur feucht, im Sommer hingegen stets naß.
Es gibt von Utricularia reniformis zwei Formen in Kultur, die sich hauptsächlich in der Größe unterscheiden. Ich habe die kleinere. Angeblich braucht die Art sehr große Gefäße, um zum Blühen zu gelangen. Die Blüten sind schön groß und wirklich sehenswert. Aber das wird bei meiner Pflanze wohl noch dauern....
Utricularia 	reniformis
Utricularia reniformis "small"
mit nierenförmigen Blättern
Utricularia reniformis
U. reniformis "large"
von Andreas Fleischmann
Utricularia 	reniformis
U. reniformis "large"
von Joachim Danz
Utricularia 	reniformis
Utricularia reniformis
von Johannes Betz
Utricularia reniformis
U. reniformis
Fangblasen am Topfboden
Utricularia reniformis
U. reniformis
Fangblasen vergrößert




Utricularia subulata :
Die Utricularia, die ich am längsten in Kultur habe. Allerdings den größten Teil davon unwissend. Schon zu meinen Anfangszeiten war immer so komisches "Moos" in einem meiner Terrarien, da es aber schön gelb blühte, ließ ich es drin. Es wäre wohl auch unmöglich gewesen, dieses zu entfernen. Als ich dann einige Jahre später ne Abbildung von Utricularia subulata sah, Bingo, da wußte ich, was ich hatte. Und unter der Lupe waren dann sogar die Fangblasen erkennbar. Seit einigen Monaten kultiviere ich einen Batzen von dem Zeug in einem alten Senfglas am Ostfenster. Dort hat es mittlerweile das ganze Torf-Perlite-Gemisch durchwachsen, allerdings öffnen sich die Blüten meist nur noch in warmem und feuchtem Klima. Dennoch werden reichlich Samen gebildet, da die Art kleistogam ist.
Kurz und gut, ein kaum zu vernichtendes carnivores "Unkraut". Man sollte sich dreimal überlegen, ob man die Pflanze will, v.a. wenn man ein ordentlicher Mensch ist, der keinen Wildwuchs duldet. Nun ja, zum Glück bin ich das ja nicht ;o)
Utricularia subulata
Utricularia subulata
Blüte



weitere Bilder :
Utricularia         uniflora
Utricularia uniflora
von Andreas Fleischmann
Utricularia alpina
Utricularia alpina
von Joachim Danz
Utricularia alpina
Utricularia alpina
von Joachim Danz




Viele Carnivorenbücher befassen sich auch mit der Gattung Utricularia, wobei allerdings meist nur kurz auf die gewöhnlichen Arten eingegangen wird. Es gibt von Peter Tylor eine ziemlich aktuelle Monographie, die auf 724(!) Seiten 214 Arten mit ausführlichen Zeichnungen enthält. Allerdings ist die Lektüre nur was zum nachschlagen, da man beim "nur mal Durchgucken" spätestens nach der dreißigsten Art verrückt wird. Bilder gibts kein einziges.

Hier (englisch) gibt es eine gute Seite, auf der einige Utricularien beschrieben werden. Dazu gibts Kulturtipps sowie weitere Links.

Sehr empfehlenswert ist die Photogalerie (deutsch) von Plantarara.

Gut gelugen finde ich auch noch die Übersicht der einheimischen Carnivorenarten (deutsch) von Rico Hiemann. Darunter befinden sich auch sechs Wasserschlaucharten. (ob die stimmen, weiß ich allerdings nicht)

Und so wie die Seite begonnen hat, soll sie auch enden. Mit einem Zitat von Peter D'Amato : "...In fact, when the plant is not in flower, a neighbor's reaction to your pot of precious bladderwort might be, "What an ugly pot of slime !"... "


Copyright (C) 2002 by Martin Reiner - letzte Aktualisierung 28.11.2002